Luftaufnahme eines historischen Gebäudes mit roten Ziegeldächern in einer Stadtlandschaft.
Das saniertes Herderhaus mit Blick auf die hofseitige Freitreppe. (Quelle: Puren)

Bauwerkserhaltung 2025-03-27T13:02:19.618Z Ein neues Zuhause für Freibergs Stadtarchiv

Thema des Monats März: Das Freiberger Stadtarchiv platzte aus allen Nähten - ein neuer Standort musste her. Die Wahl fiel auf das ehemalige Wohnhaus des Oberberghauptmanns Siegmund August Wolfgang Freiherr von Herder. Doch bevor der Umzug erfolgen konnte, musste das Gebäude, dessen Ursprünge bis ins Mittelalter zurückreichen, aufwendig saniert werden.

Spätestens seit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs ist in der breiten Öffentlichkeit bekannt, dass Gemeinden, Städte und Kommunen wichtige Dokumente in Archiven aufbewahren. Je weiter das jeweilige Archiv zurückreicht, umso wertvoller sind die historischen Artefakte. Die Geschichte der Universitätsstadt Freiberg am nördlichen Rand des Erzgebirges reicht zurück bis ins hohe Mittelalter. Die Fülle der aufzubewahrenden Verträge, Urkunden und relevanten Schriftstücke ist so groß, dass die Kapazität der bisherigen Standorte des Freiberger Stadtarchivs bereits 2014 erschöpft war. Bei der Suche nach einem geeigneten neuen Standort wurde man in der Herderstraße 2 fündig. Nach einer aufwendigen Sanierung des Gebäudes, wurde das neue Domizil des Stadtarchivs im September 2024 eröffnet. 

Ein Renaissancebau mit Wurzeln im Mittelalter

Eine Baustelle mit einem großen Kran in einer Altstadt, im Hintergrund eine historische Kirche.
Blick über die Baustelle während der umfangreichen Sanierungsarbeiten. (Quelle: Puren)
Ein historischer Gewölbekeller mit steinernen Wänden und Bögen, beleuchtet von einer Deckenlampe.
Das Kellergewölbe des Bestandsgebäudes: Hier werden die mittelalterlichen Wurzeln des Vorgängerbaus sichtbar. (Quelle: Puren)

Bevor das ehemalige Wohnhaus des Oberberghauptmanns Siegmund August Wolfgang Freiherr von Herder als Stadtarchiv genutzt werden konnte, waren zahlreiche bauliche Maßnahmen notwendig. Ursprünglich als zweigeschossiges großes Eckgebäude zu Beginn des 17. Jahrhunderts unter Einbeziehung eines mittelalterlichen Vorgängerbaus errichtet, beheimatete es nach umfassendem Umbau, Erweiterung und Aufstockung von 1848 bis 1902 eine Knabenbürgerschule. Danach als Kindergarten, Gewerbebau und schlussendlich wieder als Wohnhaus genutzt, weist das Bauwerk bis heute Gestaltungselemente aus der Entstehungszeit auf. Dazu gehören unter anderem ein Spätrenaissance-Eingangsportal, ein polygonaler renaissancezeitlicher Treppenturm, Renaissanceportale, Kreuzgratgewölbe, eine bemalte Lehmfelderdecke, Rechteckfenster der Renaissance sowie eine hofseitigen Freitreppe, dem bislang frühesten nachgewiesenen neogotischen Bauwerk in Freiberg.

Ableitung hoher Verkehrslasten über neue Stützen-Riegel-Konstruktion 

Der öffentliche Bereich des neuen Stadtarchivs ist im Erdgeschoss angeordnet. Im 1. und 2. OG sowie im Dachgeschoss befinden sich die nicht öffentlichen Bereiche mit Magazinen, Büro-, Arbeits- und Sozialräumen sowie Räumen für die Gebäudetechnik. Dank der klaren Trennung konnten die notwendigen Sicherheitsanforderungen für Archive im Rahmen der Sanierung einfach und kostengünstig realisiert werden. Zusätzlich erhielt das Stadtarchiv einen Erweiterungsbau mit Tiefgarage und weiteren rund 600 Quadratmeter Magazinfläche. Neben zahlreichen Maßnahmen zur Substanzerhaltung des Bestandsbaus mussten alle vorhandenen Decken durch Stahlbetondecken ersetzt werden, um die zu erwartenden hohen Verkehrslasten aufnehmen zu können. Für die Magazinbereiche war eine zusätzliche Bohrpfahlgründung und die Ableitung der hohen Verkehrslasten der Decken über eine neue Stützen-Riegel-Konstruktion entlang der Außenwände erforderlich. 

Komplett neues Dach mit PU-Dämmung

Ein historisches Gebäude mit einem markanten roten Ziegeldach und weißen Fassaden, das an einer gepflasterten Straße liegt.
Das Dach des Herderhauses wurde komplett erneuert, da der teilweise noch erhaltene Dachstuhl aus dem 19. Jahrhundert starke Holzschädigungen aufwies. (Quelle: Puren)

Das Dach musste komplett erneuert werden, da der teilweise noch erhaltene Dachstuhl aus dem 19. Jahrhundert starke Holzschädigungen aufwies. Zudem war dieser aufgrund der erhöhten Schneelastanforderungen ohnehin zu schwach bemessen. Die im Zuge des Wohnungsausbaus hergestellten Schleppgauben wurden ebenfalls rückgebaut. Das neue Dach wird nunmehr durch einzelne Fledermausgauben aufgelockert.

Zur Dämmung der rund 1.000 Quadratmeter umfassenden Dachfläche kamen Puren Unterdach Dämmelemente in 140 Millimeter Dicke zum Einsatz. Die abschnittsweise verlegten PU-Hartschaumplatten mit umlaufender Nut und Feder und beidseitigen diffusionsoffenen Kaschierlagen weisen gemäß DIN 4108-4 einen Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit λB = 0,026 W/mK auf. Oberseitig sind auf den Hochleistungsdämmplatten diffusionsoffene Unterdachbahnen „UDB-A“ aufkaschiert, die werkseitig mit einem „Kleber-auf-Kleber“-System ausgerüstet sind. Das ermöglicht eine dauerhaft winddichte und kapillarfreie Verklebung im überlappenden Nahtbereich. Daneben lassen sich die Überlappungen auch mittels Heißluft oder Quellschweißmittel wasserdicht verschweißen.

Ein Dachdecker arbeitet auf einem steilen Dach in einer historischen Altstadt mit alten Gebäuden im Hintergrund.
Das Puren Unterdach mit aufkaschierten diffusionsoffenen Unterdachbahnen „UDB-A“ ermöglicht eine dauerhaft wind- und wasserdichte Ebene oberhalb der Dämmung. (Quelle: Puren)

Für die Ausbildung von Dachdetails wie Kehlen, Gauben oder Graten lassen sich die Platten einfach und schnell zuschneiden. In Verbindung mit den passenden First- und Gratstreifen sowie dem Dichtklebeband waren die Dachteilflächen dank der verlegten Dämmschicht aus PU-Hartschaumplatten dauerhaft witterungsgeschützt. Die abschließende Deckung erfolgte mit ortsüblichen Biberschwanzziegeln mit Segmentschnitt in Doppeldeckung. Die neue Dachdämmung schützt nicht nur vor Wärmeverlusten, sondern auch vor allzu großen Temperaturschwankungen im Som geschützt.

Endlich alles an einem Ort

Ein moderner Gang mit großen Glasfenstern, die den Blick auf einen Innenhof eines historischen Gebäudes freigeben.
Der gläserne Übergang aus dem Erweiterungsbau ermöglicht den Blick auf die neugotische Freitreppe. (Quelle: Puren)

Am 28. Februar 2023 konnte das sanierte Herderhaus seinen Nutzern übergeben werden. Nach dem Umzug aller bisherigen fünf Standorte des Stadtarchivs in das neue Domizil erfolgte die offizielle Eröffnung im September 2024. Im neuen Gebäudekomplex an der Herderstraße 2 stehen Besuchern ein hochmoderner Lesesaal, Computer für Gastrecherchen in der Archivdatenbank sowie eine Freihandbibliothek mit umfangreicher Fachliteratur zur Geschichte der Stadt und des Freiberger Landes zur Verfügung.

Bautafel

Bauherr:

Stadt Freiberg

Planung:

BBF Baubüro Freiberg GmbH

Dacharbeiten:

M. Mieth Bedachungen und Bau GmbH, Leipzig

Material:

Puren gmbH, Überlingen

zuletzt editiert am 27. März 2025